Taschen nähen für Anfänger - Problemlösungen

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Das Nähen von Taschen gehört zu den beliebtesten Projekten überhaupt – und das nicht ohne Grund. Kaum ein anderes Nähprojekt bietet so viele kreative Möglichkeiten: Du kannst Stoffe kombinieren, Farben abstimmen, verschiedene Materialien ausprobieren und am Ende etwas erschaffen, das nicht nur schön, sondern auch nützlich ist. Ob Shopper, Clutch, Rucksack oder Kosmetiktasche – jede Tasche ist ein kleines Unikat.

Doch wer seine erste Tasche näht, merkt schnell, dass sich kleine Fehler leicht einschleichen. Stofflagen verschieben sich, Fäden reissen, das Futter sitzt nicht richtig oder die Maschine kommt bei dicken Nähten an ihre Grenzen. All das ist normal – und mit etwas Wissen gut zu vermeiden. In meinem heutigen Blogartikel lernst du, welche Probleme beim Taschen nähen häufig auftreten, warum sie entstehen und wie du sie mit einfachen Tricks lösen kannst.

Inch in cm umrechnen

Gute Vorbereitung ist die halbe Miete

Bevor du den ersten Stich nähst, ist die Vorbereitung entscheidend. Lege alle Materialien bereit und prüfe, ob deine Nähmaschine korrekt eingefädelt ist, die Spule sauber liegt und die Fadenspannung passt. Teste deine Stiche immer zuerst auf einem kleinen Stoffrest – so vermeidest du unangenehme Überraschungen mitten im Projekt.

Eine gute Grundausstattung spart Nerven. Für das Taschen nähen brauchst du:

  • Eine stabile Nähmaschine, die mehrere Lagen bewältigt

  • Universalnadeln (Stärke 70–80) für Futterstoffe

  • Topstitch- oder Universalnadeln (Stärke 90–100) für dicke Materialien

  • Teflon- oder Obertransportfuss für gleichmässigen Stofftransport

  • Hochwertiges Garn (z. B. Polyester Stärke 100–120) – reissfest und glatt

  • Hebamme und Nahttrenner für schwierige Stellen

  • Wonder Clips, Lineal, Schneiderkreide und gute Stoffschere

💡 Tipp: Wenn du dir unsicher bist, wie viele Lagen deine Maschine schafft, teste sie vorher an Stoffresten. So merkst du schnell, wann der Transport stoppt oder der Faden reisst.

Starten wir also mit dem häufigsten Problem:

🧵 Wenn sich der Faden verheddert

Eines der häufigsten Probleme beim Taschen nähen ist ein verhedderter Faden unter dem Stoff. Oft hört man ein leises Knattern, die Maschine stockt – und auf der Unterseite findet sich ein kleines Fadennest. Das passiert meist, wenn der Faden nicht korrekt durch die Spannungsscheiben oder den Nadelkopf geführt wurde oder aber der Stoff nicht richtig transportiert werden konnte.

Die Lösung ist einfach: Fädle den Oberfaden neu ein und achte darauf, dass der Nähfuss dabei oben ist – nur dann öffnet sich die Spannung richtig. Prüfe, ob der Unterfaden sauber in der Spule liegt und sich frei abrollen kann. Entferne Fussel unter der Stichplatte, da sie ebenfalls für Verwicklungen sorgen können. Verwende hochwertiges Garn, z. B. von Mettler oder Gütermann, das gleichmässig läuft und nicht fusselt.

Wenn du am Anfang einer Naht mehrere dicke Stofflagen hast, z. B. beim Übergang von Taschenkante zu Reissverschluss, lege eine kleine Stofffalte oder eine Hebamme (alternativ kannst du einfach ein paar Stofflagen darunter legen) unter den Nähfuss, damit die Maschine den Höhenunterschied ausgleicht. So startest du mit gleichmässigen Stichen und verhinderst, dass der Faden reissen oder sich verheddern kann.

🧵Unregelmässige oder schiefe Nähte

Ein weiteres Problem sind unregelmässige oder schiefe Nähte, die den Gesamteindruck der Tasche trüben. Häufig entstehen sie, wenn der Stoff nicht gleichmässig geführt oder zu stark gezogen wird. Viele Anfänger versuchen, der Maschine zu „helfen“, indem sie den Stoff mitziehen – das führt aber zu unregelmässigem Transport.

Lass stattdessen die Maschine die Arbeit machen und führe den Stoff nur sanft mit. Damit nichts verrutscht, kannst du Wonder Clips oder Stecknadeln verwenden. Besonders bei dicken Materialien wie Kunstleder oder Wachstuch ist es hilfreich, einen Obertransportfuss oder Teflonfuss zu nutzen. Sie sorgen für gleichmässiges Gleiten und verhindern, dass der Stoff klebt oder sich staut.

Konzentriere dich dabei auf den Punkt, an dem der Stoff unter den Nähfuss gleitet um immer den gleichen Abstand zu haben und nicht auf die Nadel. Das kann einen entscheidenden Unterschied machen!


Auch wichtig: Halte die Nahtzugabe konsequent ein und führe den Stoff immer gerade über den Transporteur. Wenn die Naht schief zu werden droht, stoppe kurz, hebe den Nähfuss, richte alles neu aus und nähe dann weiter – so bleibt das Ergebnis sauber und professionell.

🧵Wenn die Fadenspannung nicht stimmt

Eine falsche Fadenspannung ist ebenfalls ein Klassiker beim Taschen nähen. Wenn die Spannung zu locker ist, entstehen Schlaufen auf der Unterseite; ist sie zu fest, zieht sich der Stoff zusammen. Besonders bei unterschiedlichen Materialien – etwa Kunstleder aussen und Baumwolle innen – sollte die Spannung fein abgestimmt sein.

Teste deine Spannungseinstellungen immer zuerst an einem Reststück aus denselben Stoffen. Die Stiche sollten gleichmässig aussehen, und Ober- und Unterfaden sollten sich genau in der Mitte des Stoffes treffen. Achte ausserdem darauf, dass die Spule korrekt eingelegt ist und der Faden gleichmässig abgewickelt wird. Wenn du merkst, dass sich der Stoff leicht wellt, kann auch ein zu hoher Nähfussdruck die Ursache sein – reduziere ihn etwas, um ein gleichmässiges Stichbild zu erreichen.

🧵Nadelbrüche und dicke Stoffstellen

Gerade beim Taschen nähen sind mehrere Lagen Stoff keine Seltenheit: Aussenstoff, Einlage, Futter und Trägergurt ergeben schnell vier oder mehr Lagen. Das ist für viele Nähmaschinen eine Herausforderung. Wenn die Nadel beim Übergang bricht, liegt das meist daran, dass der Nähfuss schräg steht und die Nadel gegen den Stoff drückt statt gerade einzustechen.

Hier hilft eine Hebamme, um den Nähfuss an dicken Stellen waagerecht zu halten. Du kannst sie auch aus mehreren Stoffresten falten. Nähe langsam über dicke Übergänge hinweg, und wenn du dir unsicher bist, dreh das Handrad manuell, bis die Nadel wieder in flacheres Terrain gelangt. Verwende für dicke Lagen eine Universalnadel oder Topstichnadel Stärke 100, da sie stabiler ist und weniger schnell bricht.

Manchmal sind die Stofflagen dann auch einfach zu viel für die Maschine. Teste dicke Stellen immer vorab mit einem Probestück und nehme ggf. das Handrad für die dicken Stellen.

🧵 Richtig absteppen – der Profi-Trick für saubere Ergebnisse

Das Absteppen (oder Topstitching) ist die Technik, mit der deine Tasche den letzten Schliff bekommt. Es fixiert Kanten, sorgt für Stabilität und gibt der Tasche ein professionelles Aussehen. Viele NäherInnen scheuen sich davor, weil man jeden Stich sieht – aber mit den richtigen Tipps wird Absteppen zu deinem besten Freund.

Verwende dafür am besten ein etwas dickeres Garn (z. B. Jeansgarn) und stelle die Stichlänge auf 4-5 mm. Nähe immer auf der rechten Stoffseite, idealerweise mit einem Kantenfuss, um den Abstand gleichmässig zu halten. Ein Abstand von etwa 2–3 mm zur Kante wirkt besonders präzise.


Damit die Naht schön flach liegt, solltest du die Stoffe, wenn möglich vorher gut ausbügeln. Und: Je nach Stoff kannst du unter das Nähgut ein Stück Seidenpapier legen, damit nichts klebt oder stockt – vor allem bei Kunstleder oder Wachstuch.

🧵 Die Futtertasche liegt unschön in der Aussentasche

Einer der wohl wichtigsten Tricks beim Nähen von Taschen ist es die Futtertasche ggf. anzupassen. Je nach Aussenstoff und Verstärkung kann es passieren, dass die Futtertasche vom Volumen her etwas zu gross ausfällt, wenn du extra Volumen in deiner Aussentasche hast.

Die Lösung ist ganz einfach: Nähe deine Tasche wie gewohnt. Wenn du dicke Verstärkung hast oder siehst, dass deine Futtertasche nicht straff in deiner Aussentasche liegt, dann nähst du die Nahtzugabe (ca 1-2 cm von der Stelle, an der du Futter- und Aussentasche zusammennähst) mit einer ca 0,2 mm - 0,3 mm vergrösserten Nahtzugabe zusammen. Taste dich dabei langsam an eine grössere NZ zusammen, damit die Futtertasche nicht zu klein wird. Tadaa - eine wundervoll passende Futtertasche für deine Tasche!

🌟 Fazit: Jede Tasche ist ein kleines Meisterwerk

Taschen nähen ist ein wunderbarer Einstieg in die Welt des kreativen Nähens – und gleichzeitig eine echte Herausforderung. Aber genau das macht es so spannend: Du lernst deine Nähmaschine wirklich kennen, verstehst Materialien besser und wirst von Projekt zu Projekt sicherer.

Wenn du weisst, wie du Fadenspannung, Nadelwahl, Stoffführung, Futter und Absteppen richtig kombinierst, steht deiner perfekten Tasche nichts mehr im Weg. Und das Schönste daran: Jede Tasche erzählt ihre eigene Geschichte – von den kleinen Fehlern, die man überwunden hat, bis zu dem Moment, in dem man stolz sein fertiges Werk in den Händen hält.


Mein liebstes Nähzubehör: 😍

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