Sticken mit der Stickmaschine für Anfänger

Inhalt

Maschinensticken macht aus einfachen Stoffen persönliche Lieblingsstücke: Logos auf Hoodies, Monogramme auf Handtüchern, florale Motive auf Blusen oder Patch-Applikationen für Taschen. Damit deine ersten Stickereien flach, sauber und haltbar werden, brauchst du vor allem: die richtige Vorbereitung (Rahmen, Vlies, Stoff), passendes Stickgarn & Unterfaden, die korrekte Nadel – und ein paar Grundregeln beim Einspannen und Sticken.

Inch in cm umrechnen

Grundausstattung: Was du wirklich brauchst

Wenn du mit dem Maschinensticken beginnst, brauchst du kein komplettes Studio-Setup. Eine solide Einsteiger-Stickmaschine mit einem kleinen bis mittleren Stickrahmen genügt völlig. Je kleiner der Rahmen, desto stabiler bleibt der Stoff eingespannt – das verhindert Wellen und Verschiebungen beim Sticken. Viele moderne Modelle verfügen über USB- oder WLAN-Anschlüsse, mit denen du Stickdateien direkt auf die Maschine übertragen kannst.

Zum wichtigsten Zubehör gehören ausserdem Stickrahmen, Stickgarn, Unterfaden (Bobbin), Stickvlies und Sticknadeln.


Der Rahmen hält Stoff und Vlies straff und sorgt dafür, dass die Maschine exakt arbeiten kann. Achte darauf, dass dein Stoff mindestens fünf Zentimeter grösser ist als der Rahmen – so greift die Klemme gut und nichts verrutscht. Wenn du empfindliche Stoffe bestickst, sind Magnetrahmen eine gute Wahl, da sie keine Druckstellen hinterlassen. Kannst du dein Stoffstück nicht einspannen (z.B. weil der Rahmen Abdrücke im Kunstleder hinterlassen würde, dann lege deinen Stoff nur auf und fixiere ihn mit Sprühkleber oder Klebevlies.

Beim Garn solltest du unbedingt Stickgarn verwenden – kein normales Nähgarn. Stickgarn ist speziell für die hohen Stickgeschwindigkeiten konzipiert. Es ist besonders reissfest, glatt und gleichmässig, wodurch ein sauberes Stichbild entsteht. Das Standardgarn hat die Stärke 40, und du kannst zwischen Polyester und Rayon (Viskosegarn) wählen. Polyester ist robust, farbecht und maschinenwaschbar; Rayon glänzt etwas schöner, ist aber empfindlicher gegenüber Feuchtigkeit und Reibung.

Auch der Unterfaden (Bobbin) spielt eine wichtige Rolle. Er muss nicht farblich zum Obergarn passen – die meisten Näherinnen nutzen ausschliesslich weissen oder schwarzen Bobbinfaden. Wichtig ist, dass er feiner ist (meist Stärke 60) und ebenfalls als Stickgarn ausgelegt ist, damit er der Belastung standhält. Normales Nähgarn kann bei hohen Stickgeschwindigkeiten reissen oder das Stichbild unregelmässig machen.

Bei den Sticknadeln solltest du je nach Stofftyp unterscheiden: Für Webware nutzt du klassische Sticknadeln mit etwas grösserem Öhr; für Jersey, Sweat oder andere elastische Stoffe sind Stretchnadeln mit Kugelspitze ideal, da sie die Maschen nicht verletzen. Für Metallicgarn gibt es eigene Metallicnadeln, die das empfindliche Garn schonen.


Tausche die Nadel regelmässig – stumpfe Nadeln sind eine der häufigsten Ursachen für Fadenrisse und Fehlstiche.

Das richtige Vlies – unsichtbare Basis jeder Stickerei

Das Stickvlies (auch Stabilisator genannt) ist das unsichtbare Rückgrat deiner Stickerei. Es verhindert, dass sich der Stoff während des Stickens verzieht oder wellt. Ohne Vlies würde sich das Motiv verformen oder einlaufen. Je nach Stoff und Motivart wählst du zwischen verschiedenen Vliestypen:

  • Ausreissvlies (tear-away): für feste, nicht dehnbare Stoffe wie Baumwolle, Canvas, Jeans oder Leinen. Nach dem Sticken wird es vorsichtig entlang der Stickkante ausgerissen.

  • Schneidevlies (cut-away): für dehnbare Stoffe wie Jersey, Sweat oder Strick. Es bleibt dauerhaft auf der Rückseite und sorgt dafür, dass sich das Motiv beim Tragen nicht verzieht.

  • Auswaschbares Vlies (wash-away): für transparente oder empfindliche Stoffe, aber auch als Topper bei Florstoffen wie Frottee, Samt oder Plüsch, damit die Stiche nicht im Flor versinken.

Bei festen oder dicken Materialien wie Jeans, Canvas oder Kunstleder kannst du zusätzlich zwei bis drei Lagen Vlies unterlegen. Das gibt der Stickerei mehr Stabilität und verhindert, dass die Stiche im Material „versinken“.

Achte ausserdem darauf, das Vlies so zuzuschneiden, dass es rundum etwas über den Rahmen hinausragt. Nur so greift die Klemmung richtig, und der Stoff bleibt während des Stickens glatt.

Stickdateien – woher du sie bekommst und wie du sie auf deine Maschine lädst

Stickmaschinen arbeiten mit speziellen digitalen Stickdateien. Diese Dateien enthalten alle Informationen für die Maschine: Stichrichtung, Garnfarben, Füllmuster, Dichte und Reihenfolge der Farbfelder. Jedes Maschinenmodell liest nur bestimmte Dateiformate – beispielsweise PES (Brother), EXP (Bernina), JEF (Janome), VP3 (Pfaff) oder DST (Tajima).

Du kannst Stickdateien auf verschiedene Arten erhalten:

  • Viele Maschinen verfügen bereits über integrierte Designs, die du sofort nutzen kannst.

  • Auf Webseiten und Stickblogs findest du zahlreiche kostenlose Freebies zum Download.

  • In Online-Shops wie Etsy, Creative Fabrica, Urban Threads oder Makerist kannst du professionelle Designs kaufen – von einfachen Schriftzügen bis zu realistischen Tiermotiven oder 3D-Stickereien.

    Achte beim Kauf auf die Lizenzbedingungen: Manche Dateien dürfen nur privat verwendet werden, andere auch kommerziell.

Um die Stickdatei auf deine Maschine zu laden, gehst du so vor:

  • Lade die Datei in dem für deine Maschine passenden Format herunter.

  • Kopiere sie auf einen USB-Stick oder übertrage sie per WLAN oder App, wenn deine Maschine das unterstützt.

  • Öffne die Datei auf deiner Stickmaschine, prüfe die Grösse, den Rahmenbereich und die Farben.

  • Positioniere das Motiv exakt dort, wo du sticken möchtest, und sichere es.

  • Führe, wenn möglich, einen Probestick auf einem Reststück durch – so siehst du, ob Dichte, Vlies und Fadenspannung passen, bevor du dein Projekt riskierst.

Stoffvorbereitung und Einspannen

Vor dem Sticken sollte der Stoff gewaschen und gebügelt werden. So entfernst du Appreturen und vermeidest ein späteres Einlaufen.


Lege den Stoff zusammen mit dem gewählten Vlies in den Stickrahmen und spanne beides glatt, aber nicht gedehnt ein. Der Stoff sollte sich wie eine Trommel anfühlen, wenn du leicht darauf klopfst – daher spricht man von „trommelfest“. Wenn er zu locker ist, verschiebt sich das Motiv, wenn er gedehnt ist, zieht sich die Stickerei nachher zusammen.

Für dehnbare Stoffe wie Jersey oder Sweat verwendest du am besten ein Schneidevlies, weil es den Stoff dauerhaft stabilisiert.


Für flauschige Stoffe wie Frottee, Samt oder Plüsch kommt zusätzlich ein Topper-Vlies obenauf, damit die Stiche nicht im Flor verschwinden.


Für feste Materialien wie Jeans oder Canvas solltest du zwei bis drei Lagen Ausreissvlies unterlegen – das sorgt für Stabilität und gleichmässige Fadenlage.

Wenn dein Stoff besonders empfindlich ist oder du Abdrücke vermeiden möchtest, kannst du ihn auch „floaten“: Dabei spannst du nur das Vlies ein und befestigst den Stoff mit Sprühzeitkleber oder Heftstichen (Basting) auf der Oberfläche.

Der Stickvorgang – Schritt für Schritt

Sobald Stoff, Vlies und Rahmen vorbereitet sind, wählst du das Motiv auf deiner Maschine aus und richtest es exakt auf der gewünschten Position aus. Achte darauf, dass sich keine Falten oder Spannungen gebildet haben.


Kontrolliere die Fadenspannung – bei zu hoher Spannung zieht der Oberfaden den Unterfaden nach oben, bei zu niedriger Spannung werden die Stiche locker. Beginne mit mittlerer Geschwindigkeit, um die ersten Stiche zu beobachten, und reduziere sie bei empfindlichen Stoffen oder Metallicgarnen.

Die Farben kannst du selbst wählen, auch wenn dir bei den meisten Stickmustern Farbvorschläge angezeigt werden. Mit jedem Stickabschnitt kannst du die Farbe auffädeln, die du für den Teil wünschst. Wechsle die Garnfarben, sobald sie angezeigt werden. Entferne lose Fadenreste sofort, damit sie nicht mit eingestickt werden.


Nach Abschluss der Stickerei nimm den Rahmen vorsichtig ab, entferne überstehendes Vlies und schneide Fäden ab. Wasch- oder Ausreissvlies wird entfernt, Schneidevlies bleibt dauerhaft als Unterlage deines Stickmotives.


Bügle die Stickerei ggf. von der Rückseite oder mit einem Bügeltuch, um die Oberfläche nicht zu plätten.

Typische Fehler – und wie du sie vermeidest

Beim Maschinensticken kann einiges schiefgehen, besonders am Anfang. Fast jeder dieser Fehler lässt sich aber mit der richtigen Technik vermeiden.

Ein häufiges Problem sind verzogene oder wellige Stickmotive. Das passiert meist, wenn der Stoff zu stark gedehnt oder das falsche Vlies verwendet wurde. Achte darauf, den Stoff nur trommelfest, aber niemals gespannt einzuspannen, und nutze bei elastischen Materialien ein Schneidevlies. Wenn du auf dickem Material arbeitest, lege mehrere Lagen Vlies unter.

Auch Fadenrisse treten häufig auf. Die Ursachen sind meist stumpfe Nadeln, schlechte Garnqualität oder eine zu hohe Fadenspannung. Verwende hochwertiges Stickgarn, wechsle die Nadel regelmässig und reduziere bei empfindlichen Garnen die Geschwindigkeit.

Wenn sich der Unterfaden nach oben zieht oder das Stickbild ungleichmässig aussieht, liegt es oft daran, dass das Verhältnis zwischen Ober- und Unterfaden nicht stimmt. Achte darauf, immer echten Bobbinfaden zu verwenden (weiss oder schwarz reicht völlig) und die Oberfadenspannung fein nachzujustieren.

Manchmal versinken die Stiche im Stoff, vor allem bei Frottee oder Plüsch. In diesem Fall hilft ein Topper-Vlies (z.B. von Avalon) obenauf. Es verhindert, dass die Stiche im Flor verschwinden und sorgt für eine saubere, glatte Oberfläche.

Wenn du ungewünschte Rahmenabdrücke auf empfindlichen Stoffen siehst, hast du zu fest eingespannt. In diesem Fall kannst du auf Magnetrahmen umsteigen oder den Stoff nach dem Sticken mit etwas Dampf wieder glätten.

Und wenn dein Motiv schief sitzt oder nicht passt, war die Positionierung ungenau. Zeichne dir immer Markierungen oder Mittellinien an, um das Motiv exakt auszurichten, und kontrolliere vor dem Start die Rahmengrösse.

Gerade bei Jersey kann es zu Tunnelbildung kommen, wenn das Motiv zu dicht digitalisiert wurde oder das Vlies zu dünn ist. Hier hilft ein stärkeres Schneidevlies oder ein Motiv mit geringerer Dichte.

Profi-Tipps für Einsteigerinnen

Ein Probestick auf einem Stoffrest ist immer eine gute Idee – er zeigt dir sofort, ob Fadenspannung, Nadel und Vlies harmonieren.


Wenn du merkst, dass dein Stoff rutscht, kannst du ihn leicht mit Sprühzeitkleber fixieren oder mit Heftstichen im Rahmen befestigen.


Bei Metallicgarn oder dicken Stoffen lohnt es sich, etwas langsamer zu sticken, damit die Maschine gleichmässig arbeitet.


Und ganz wichtig: Verwende mehrlagiges Vlies, wenn dein Stoff fest oder dick ist – das macht den entscheidenden Unterschied für ein sauberes, verzugsfreies Ergebnis.

Fazit

Maschinensticken ist kein Hexenwerk, aber es verlangt etwas Vorbereitung, Geduld und Sorgfalt. Wenn du weisst, welches Vlies, Garn und welche Nadel du brauchst, wirst du schnell Freude an deinen Ergebnissen haben.


Stickgarn sorgt mit seiner Reissfestigkeit für dauerhaft schöne Stickbilder – egal, ob als Ober- oder Unterfaden. Der Unterfaden darf ruhig neutral bleiben, denn sichtbar ist meist nur die Oberseite. Mit dem richtigen Vlies und der passenden Stickdatei kannst du jedes Nähprojekt aufwerten – von einfachen Geschenken bis hin zu professionell wirkender Mode.

Starte am besten mit einfachen, flächigen Motiven auf stabilen Stoffen und taste dich langsam an komplexere Designs heran. Nach einigen Projekten wirst du ein gutes Gefühl für Spannung, Geschwindigkeit und Materialwahl entwickeln – und bald stolz deine ersten perfekt gestickten Unikate in den Händen halten.


Mein liebstes Nähzubehör: 😍

*beinhaltet Affilliate Links

Semplix Schneidematten-Set A4 pink/beere

Prym Vario Creative Tool


© Cutting Cornerrs Design 2025